gebäude
Empfang_016
Empfangshalle_036
Station 2_Wasser_010
Cafeteria_030
previous arrow
next arrow

Die generalistische Ausbildung – neue Chance für die Pflege?

Die generalistische Pflegeausbildung ist nun in ihrem ersten Durchgang fast beendet, deshalb reflektierten Auszubildende des Klinikums Hann. Münden, die diese Ausbildung durchlaufen, am Montag den 13. Februar 2023 diese neue Ausbildung und setzten sich mit ihr während einer Podiumsdiskussion kritisch auseinander. Statt fand dies in den Räumlichkeiten der Berufsfachschule Pflege des Klinikum Hann. Münden.

Bei dieser Diskussion, die sich mit der Frage „Wie wirkt sich die generalistische Pflegeausbildung auf die Pflegequalität aus?“ beschäftigte, vertraten sechs Schülerinnen des Kurses L27 die unterschiedlichen Ansichten und Meinungen des deutschen Pflegerats, des Berufsverbands der Kinderkrankenpflege, des Berufsverbands der Altenpflege, der deutschen Krankenhausgesellschaft und der Auszubildenden. Als Gäste waren die Pflegedienstleitung des KHM, Frau Mohr und die Bereichsleitung der Stationen 1 und 4, Frau Brüne eingeladen. Eine Schülerin des Kurses L27 moderierte diese Diskussion und die beiden neuesten Kurse der Berufsfachschule, GP22a und GP22b waren als Zuschauer anwesend.

Eröffnet wurde die Diskussion mit der Frage an Frau Mohr, was ihre Meinung zu der neuen Ausbildung in der Pflege wäre. Ihre Antwort zeigte deutlich, dass sie kein gutes Bild von der generalistischen Ausbildung hat und dieser generell eher ablehnend gegenübersteht. Daraufhin entfachte sich eine rege Diskussion zwischen ihr und der Vertreterin des deutschen Pflegerats, der diese Ausbildung entwickelt hat mit dem Ziel, dem Pflegenotstand entgegenzuwirken und die veralteten Ausbildungen in die heutige Zeit besser zu integrieren. Im Allgemeinen solle diese neue Ausbildung, durch die Zusammenlegung der drei großen Fachbereiche der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege, attraktiver für mögliche Interessenten sein, da dadurch ein breites Aufgabenspektrum vorhanden sei und vor allem flexiblere Arbeitsmöglichkeiten, sowohl innerhalb Deutschlands, als auch in der EU.

Die Vertreterin der Kinderkrankenpflege machte sehr deutlich, dass ihr Berufsverband der generalistischen Pflegeausbildung ebenfalls eher negativ gegenüber eingestellt ist, da sie das Argument hervorbrachte, dass die Pflege von kranken Kindern ein hoch spezielles Gebiet sei und die Zeit der praktischen Ausbildung im Bereich Pädiatrie in der Generalistik viel zu kurz angesetzt sei, um die nötigen Fähig- und Fertigkeiten für diesen speziellen und schwierigen Bereich zu erlangen. Die Vertreterin der Altenpflege pflichtete ihr bei und zeigte ebenfalls eine ablehnende Haltung ihres Berufsverbands gegenüber der Generalistik. Sie verdeutlichte dies mit dem Argument, dass die Generalistik zwar breit gefächertes, aber lediglich nur oberflächliches Wissen vermitteln könne, da drei Jahre eine zu kurze Zeitspanne wären, um wirklich in die Tiefe der einzelnen Fachbereiche gehen zu können und dadurch die Qualität der Pflege auf jeden Fall darunter leiden würde. Dies sahen Frau Brüne und Frau Mohr ebenfalls so. Lediglich der deutsche Pflegerat und die deutsche Krankenhausgesellschaft standen der neuen Ausbildung positiv gegenüber und sahen in ihr eine große Chance, vor allem was die Bekämpfung des, in der Pflege aktuell stark vorherrschenden, Fachkräftemangel angeht. Aber auch die kompetenzübergreifende Vorgehensweise in dieser Ausbildung würde in den einzelnen Fachgebieten von großem Nutzen sein, da es bspw. immer mehr multimorbide Pflegebedürftige gibt, in Krankenhäusern wie auch in den Pflegeheimen. 

Die Vertreterin der Auszubildenden verdeutlichte, dass sie der Generalistik sowohl positiv, als auch teilweise negativ gegenüber stehen. Sie bemängelte ebenfalls die teilweise zu oberflächliche theoretische Ausbildung und geringe Anzahl an Praxisanleitungen, befürwortete allerdings auch die große Flexibilität der Einsatzbereiche und die Europaweite Anerkennung nach Abschluss der Ausbildung. 

Nach ca. einer Stunde Diskussion durfte das Publikum noch Fragen stellen und eigene Meinungen zu diesem Thema äußern und damit wurde sie dann beendet. Insgesamt war es eine sehr interessante Podiumsdiskussion, die zeitweise auch mal leicht an der Ursprungsfrage vorbei ging.

Wir bleiben alle gespannt, wie sich diese Ausbildung in den nächsten Jahren weiterentwickelt und was die Evaluationen in drei bis vier Jahren ergeben werden.